Inhaltsverzeichnis
Geboren 23.9.1781 (Julie) Coburg (Bayern), gestorben 15.8.1860 in Bern.
Protestantisch, ab 1795 russisch-orthodox. – Tochter des François, Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1800-06). Heirat 1796 mit Konstantin Pawlowitsch, Grossherzog von Russland (geschieden 1820).
Nach mehreren unglücklichen Ehejahren floh Anna Feodorowna aus St. Petersburg, um sich 1813 in Bern niederzulassen. 1814 erwarb sie ein am Aareufer gelegenes Landgut, dem sie den Namen Elfenau gab. Sie liess das Gut im Empirestil umbauen und einen englischen Garten anlegen. Dort empfing sie ihre Familie (so auch ihren Bruder Leopold, den künftigen belgischen König), die bessere Berner Gesellschaft, die russische Kolonie sowie unzählige ausländische Diplomaten.
Als Musikliebhaberin beteiligte sie sich am kulturellen Leben der Stadt. Anna Feodorowna hatte zwei illegitime Kinder: Ihr Oberhofmeister, der Berner Rudolf Abraham Schiferli, war der Vater ihrer 1812 geborenen Tochter Hilda.
- www.dhs.ch
Elfenau
Die emigrierte russische Grossfürstin Anna Feodorowna (1781-1860) erwarb 1814 das Brunnaderngut mit dem um 1735 erbauten Landhaus. 1816 liess sie den Namen Elfenau amtlich eintragen. Seit 1918 gehört die Elfenau der Stadt Bern, welche dort 1928/29 die Stadtgärtnerei einrichtete.
Es sind zwei Frauen, die in der Geschichte der Elfenau entscheidende Rollen spielten. Die eine, Mechthild von Seedorf, gründete zu Ende des 13. Jahrhunderts das Brunnadernkloster. Die Schwestern und ihre Stifterin waren hier aber zu wenig sicher, verliessen die Einsamkeit von Brunnadern und gründeten in der Stadt zusätzlich das Inselkloster. Nach der Reformation ging ihr erstes Kloster – nun als Brunnaderngut – in Privatbesitz über. 1814 wurde der Besitz an die russische Grossfürstin Anna Feodorowna, geborene Juliette Henriette Ulrike von Sachsen-Coburg-Saalfeld, verkauft. Als nicht einmal vierzehnjähriges Mädchen war sie mit dem Zarenenkel Konstantin verheiratet worden und floh nach jahrelangem Leiden und schwerer Krankheit aus der unglücklichen Ehe. Im Brunnaderngut kam sie zur Ruhe, baute den Landsitz um und brachte mit prachtvollen Empfängen wahrhaft fürstlichen Glanz in die Berner Gesellschaft. Entzückt vom Zauber einer Morgenstimmung, beschloss sie, ihr Gut fortan «Elfenau» zu nennen.
Die Entstehungsgeschichte des Landguts Elfenau und der Parkanlage
Das bernische Landgut Elfenau hat eine bewegte Geschichte aufzuweisen, welche, damals noch unter dem Namen «Brunnaderngut», bis 1285 zurückzuverfolgen ist. Bis 1528 war das Brunnanderngut in klösterlichem Besitz, ging dann jedoch im Zuge der Reformation in Privatbesitz (u.a. der Familie von Wattenwyl) über. Die Gebäulichkeiten und die von eingezäunten Gärten und Obstbäumen geprägte Umgebung waren Ausdruck der damaligen bäuerlichen Nutzung des Landgutes. Der Aufschwung des Staatswesens Bern im 18. Jahrhundert lässt sich auch an den baulichen Neuerungen des Brunnaderngutes ablesen: Um 1775 liess Ludwig Vinzenz von Tscharner, der damalige Besitzer, eine herrschaftliche Campagne mit den entsprechenden Ökonomiebauten errichten. Die Anlage der Allee entlang der obersten Hangterrasse, die den Zugang zum Herrenhaus und die Fortsetzung des Weges zum Wald säumte, gab dem herrschaftlichen Landsitz ein neues Gepräge. War das landschaftliche Bild des Brunnaderngutes bisher das «Nebenprodukt» der landwirtschaftlichen Nutzung gewesen, setzte nun der Übergang zum aktiv gestalteten Raum ein. Über den nachfolgenden Besitzer, Gottlieb A. von Jenner, ging das Brunnaderngut in die Hände von Anna Feodorowna, Grossfürstin von Russland, über.
Mit dem Kauf des Gutes durch Anna Feodorowna 1814 begann für das Brunnaderngut eine neue Epoche. Mit der Umbenennung des Brunnaderngutes zur «Elfenau», welche die russische Grossfürstin – auch amtlich – vornehmen liess, gab sie ihrer starken emotionalen Bindung an ihr Landgut Ausdruck. Gleichzeitig steht die Namensänderung jedoch auch für den einsetzenden, tiefgreifenden Wandel dieses Gutes. Hatte sich «Brunnadern» auf den Quellenreichtum und damit auf einen naturkundlichen Aspekt dieses, damals kulturlandschaftlich geprägten Gebietes bezogen, drückt der Namen «Elfenau» die mystische Wirkung der neuen Parklandschaft aus, welche Anna Feodorowna gestalten liess. Sie beauftragte zu diesem Zweck den elsässischen Gartenarchitekten J. Baumann, der nach seinem Plan von 1814 einen englischen Landschaftsgarten, welcher sich harmonisch an die natürlichen Geländeformen anpasste, über den ganzen damaligen Besitz anlegte. Zwischen 1820 und 1830 vergrösserte sie ihren Besitz gegen Osten und beauftragte Rudolf Samuel von Luternau mit der Gestaltung der neuen Gebiete. Die Elfenau entwickelte sich zur kulturellen Begegnungsstätte für die internationalen Gäste der Anna Feodorowna. Die mystische, malerische Parkanlage bot dazu die passende Umgebung. Die bis heute erhaltenen Elemente des englischen Gartens speichern noch immer die Bilder der damaligen Zeit, die sich mit etwas Phantasie leicht heraufbeschwören lassen.
Aspekte der Stadtentwicklung
Die Einwohnergemeinde der Stadt Bern erwarb die Elfenau 1918 von der Familie von Wattenwil, in deren Besitz die Elfenau nach dem Tode von Anna Feodorowna übergegangen war. Die Stimmbürger/innen hatten diesem Kauf mit einem Stimmenverhältnis von 10:1 zugestimmt. Sie unterstützten damit den weitsichtigen Entscheid der Stadt Bern, die Elfenau als öffentlichen Grünraum für die Bevölkerung zu sichern. Weder die früheren Pläne für eine Quartierbebauung noch für die Umwandlung in einen Tierpark wurden glücklicherweise realisiert, einzig im Norden der Elfenau wurde die Bauzone bis nahe an die historischen Gebäude heran ausgedehnt. Gerade der Ostteil der Elfenau erfüllt als unverbauter Grünraum zusammen mit dem anschliessenden Kulturland der Gemeinde Muri eine wichtige städtebauliche Gliederungsfunktion: Die räumliche Trennung der Baugebiete der Stadt Bern und der Gemeinde Muri. Neben ökologischen und optischen Aspekten ist dies für die gesamte Raumqualität entscheidend.
- Vollständiger Text:
Landschaftsgutachten zu einer geplanten Überbauung in der Elfenau, Stadt Bern
Wo einst die russische Grossfürstin Anna Feodorowna lustwandelte
Ein Spaziergang in der Elfen au bringt die Vielfältigkeit dieses Stadtteils an den Tag: Herrschaftliche Häuser, satte Wiesen, Wald, Alleen und die vorbeiziehende Aare bieten dem Auge viel Abwechslung.
Morgens nach acht Uhr beginnt der Tag im Elfenauquartier recht gemütlich. An der Bus- Endstation steigen einige wenige Personen aus, die sich um diese Zeit einen Spaziergang in der friedlichen Umgebung gönnen. Meist sind es Hundehalter, die ihre Vierbeiner spazieren führen. Um diese Jahreszeit hängt der Himmel noch voller Nebel, der Boden ist vom nächtlichen Dunst recht feucht, was eigentlich nicht gerade die beste Voraussetzung für einen angenehmen Spaziergang ist. Der kleine Weg zur Stadtgärtnerei und in die Elfenau führt an einer grünen Wiese vorbei. Mittendrin stehen drei grosse und ein kleiner Baum. Von weitem hört man das unverkennbare Geräusch einer Motorsäge. Beim Vorbeigehen erblickt man auf der rechten Seite eines Hofes Reihen von aufgestapelten Holzstücken. Der Verursacher des nicht so recht in die Umgebung passenden Geräusches ist noch nicht in Sicht. Lediglich ein putziger Berner Sennenhund streicht um den Hof herum und bellt mit tiefer Stimme.
Bei der nächsten Weggabelung weist ein Schild nach links den Weg Richtung Muri durchs Wäldchen, nach rechts in den Elfenaupark. Und plötzlich eröffnet sich dem Spaziergänger eine Weite. Links unten fliesst die Aare, dann taucht eine grosse, grüne Matte mit einer Kuppe auf, wo Bäume und Bänke zum Verweilen einladen. Der Weg führt weiter durch eine Allee, die sich zwischen der Kuppe und der Stadtgärtnerei hinzieht. Eine Tafel weist auf den historischen Hintergrund des Ortes hin.
Um 1285 standen in dieser stimmungsvollen Gegend ein Kloster und Reben. Dann folgte etwa im Jahr 1780 der Neubau der Herrschaftsbauten, die in der Lichtung stehen. Etwa im Jahr 1814 wurde die Elfenau unter der russischen Grossfürstin Anna Feodorowna zum internationalen Treffpunkt der erlauchten Gesellschaft. Zu diesem Zweck wurden die Orangerie (ein Gartensaal) und im Wald Lusthäuschen gebaut. Auch wurden Blumen «aus allen Weltgegenden» gepflanzt. Die Grossfürstin nannte den Ort Elfenau. Vier Jahre später wurde dieser Name eingetragen, und 1928/29 wurde die Elfenau zum öffentlichen Park erklärt.
Die «historische Baugruppe des Elfenaugutes» lässt erahnen, wie sich das Leben damals abgespielt haben muss. Zur linken liegt das «Herrenhaus», von dem aus sich ein schöner Ausblick bietet. Zur rechten Seite steht das «Gesindehaus». Weiter zieht sich nun die Allee. Rechts hinunter führt der Weg an die Aare, wieder vorbei an satten Wiesen. Der Weg an der Aare ist erdig, und leise zieht der Fluss dahin. Das herrschaftliche Haus lenkt mit seinen grün gestreiften Sonnenrollos die Aufmerksamkeit auf sich. Dann aber gilt das Augenmerk wieder den Tümpeln, die zwischen Wiese und Aareweg liegen. Eine Tafel zeigt den Weg zur «Bodenacher-Fähri». Auch hängt da der Fahrplan für die Strassenbahn nach Gümligen. Hier wurde wirklich an alles gedacht!
An diesem Punkt lässt sich der Rundgang bequem beenden, indem man den Weg wählt, der hinaufführt – vorbei am satten Grün, das sich mit dem Nebel vereint. Rechts liegt das lichte Wäldchen. Noch einmal schweift ein Blick zurück auf die Kuppe, den sich langsam vom Nebel befreienden Gurten und zur Aare, um sich eine «Ansichtskarte» mitzunehmen. Am Waldrand säumen frisch gefällte Bäume den Weg, der zurückführt, vorbei am Hof, wo der Berner Sennenhund wacht.
- Susi Kaynak
Alexandraweg
Die russische Grossfürstin Anna Feodorowna (1781-1860) nannte diesen Weg in ihrem Landgut Elfenau nach der Gattin des Zaren Nikolaus I., Alexandra Feodorowna geb. Charlotte von Preussen (1798-1860). Der Name ist seit 1920 offiziell.