Der Studerstein

Studerstein

¹ Bei den Eichen
² Drei Findlinge, die beim Bau der Universität gefunden wurden, sind seit 1903 der Erforschern der Alpen Bernhard Studer, (1749-1887), Edmund von Fellenberg (1838-1902) und Isidor Bachmann (1837-1884) gewidmet. Für die Neugestaltung der Grossen Schanze wurden die Steine entfernt, der St. 1960 dort wieder aufgestellt, während die beiden andern im Garten des Naturhistorischen Museums (Bernastrasse 15) Platz fanden.
Standort: Dem Obergericht, Hochschulstrasse 17, gegenüber

Bei den Eichen

Parkartige Waldparzelle in der Südostecke der Kreuzung Neubrückstrasse/Studerstrasse. 1809 wurde die Kühhütte abgebrochen. Mit 350 Baumarten entstand eine botanische Sammlung (Arboretum), die heute noch zum Teil besteht. Es wurde auch ein Pavillon errichtet. 1893 Studerstein eingeweiht (Erinnerung an Gottlieb Studer, 1804-1890, der von dort, vom Eichplatz aus ein Alpenpanorama gezeichnet hat).
Standort: Bei den Eichen, an der Südostecke der Kreuzung Neubrückstrasse/Studerstrasse

Historisch-topographisches Lexikon der Stadt Bern von Berchtold Weber (1976)

Der Studerstein

Gottlieb Samuel Studer (1804-1890)

«Von früher Jugend an zog ein unwiderstehlicher, tief in meinem Innern wohnender Trieb mich hin nach den schönen und wilden Bergen meines Vaterlandes», bekannte einmal der bedeutende Berner Alpenforscher Gottlieb Studer. Ein Leben lang folgte er unermüdlich diesem Trieb. Unabsehbar ist die Zahl seiner Gebirgstouren und Gipfelbesteigungen, welche er in über 700 Panoramen und Karten meisterhaft festhielt und mit literarischem Talent in zahlreichen Schriften beschrieb. Dabei stand Studer nur eine spärlich bemessene Freizeit für seine Leidenschaft zur Verfügung, stand er doch während über 30 Jahren im bernischen Staatsdienst, zuletzt als Regierungsstatthalter des Amtsbezirks Bern. Diese Tatsache lässt seine Leistung als Alpinist um so erstaunlicher und beeindruckender erscheinen.

Gottlieb Studer wurde am 5. August 1804 in Langnau als Sohn des Amtsschreibers Sigmund Gottlieb Studer geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Familie in ihre Heimatstadt Bern. Nach der Schulzeit und der Ausbildung zum Notar bekleidete Studer zwischen 1831 und 1847 die Stelle eines Sekretärs des kantonalen Justiz- und Polizeidepartementes. Als 1850 die Konservativen die bernische Regierung stellten, wurde er zum Regierungsstatthalter von Bern ernannt. In diesem Amt wurde Gottlieb Studer wiederholt bestätigt und genoss allseitig Achtung. 1866 zog er sich vom Dienst am Staat zurück, um sich während des Lebensabends ganz der Erforschung der Berge zu widmen.

Gottlieb Studer war keineswegs ein Gipfelstürmer, den das Abenteuer einer Klettertour reizte; als gefährlich geltende Berge wie das Matterhorn hat. er nie bestiegen. Entschieden wandte er sich gegen die Bergsteigerei aus Renommiersucht. Seine Exkursionen galten vor allen der topographischen Erforschung der Gebirgslandschaft. In Wort und Bild hat er die Beobachtungen und Eindrücke weitergegeben, unter anderem in seinem Hauptwerk «über Eis und Schnee». In den lebendigen Schilderungen schwingt stets das Gefühl der Bewunderung für die erhabene Alpenwelt mit.

Im Verlauf von 60 Jahren hat Gottlieb Studer an die 650 Berghöhen, zum Teil mehrmals, erklommen; darunter weit über hundert Hochgebirgsgipfel in den Alpen zwischen der Dauphiné und dem Tirol, in den Pyrenäen und sogar in Norwegen. Er bewahrte seine Ausdauer und Zähigkeit bis ins hohe Alter – mit 68 Jahren bestieg er den höchsten Berg Europas, den Mont Blanc, mit 79 den 3000 Meter hohen Pic d’Arzinol im Wallis und mit 81 das Niederhorn.

Es ist fast selbstverständlich, dass der begeisterte Berggängcr Studer 1863 zu den Gründern des Schweizerischen Alpenclubs gehörte. Zehn Jahre präsidierte er die Sektion Bern des S.A.C., ab 1873 bis zu seinem Tod war er deren Ehrenpräsident. Am 14. Dezember 1890 verstarb Gottlieb Studer im Alter von 86 Jahren.

Der Gemeinderat blieb stumm

Schon bald nach dem Tod Gottlieb Studers entschloss sich die S.A.C.-Sektion Bern, ihrem grossen Vorbild einen Gedenkstein zu errichten. Die Frage nach dem geeigneten Standort war schnell beantwortet: Man wählte den «Eichplatz» in der Enge am Rande des Bremgartenwaldes; die Stelle, wo Studers Vater 1790 sein bekanntes Panorama der Alpenkette gezeichnet und zu welchem er selbst 1850 einen klassischen Kommentar verfasst hatte. Hier wurde im Frühling 1893 unter Leitung des Architekten Friedrich Schneider ein mächtiger Findling aufgestellt, der beim Bau des Inselspitals zum Vorschein gekommen war. Der quaderförmige Gneisblock – Symbol für Leben und Werk des Geehrten – trägt die Inschrift: «Dem Andenken des Alpenforschers Gottlieb Studer, 1804-1890. Die Sektion Bern des S.A.C. MDCCCLXXXXIII».

Am 7. Juni 1893 versammelte sich zur abendlichen Stunde eine stattliche Schar zur Einweihungsfeier. Anwesend waren auch Vertreter des Berner Gemeinderates, in dessen Obhut das Denkmal übergeben wurde, und des Burgerrates, der freundlicherweise den Platz zur Verfügung gestellt hatte. «Das Wetter, welches zuvor regnerisch gewesen war, heiterte sich auf, so dass zu allgemeiner Freude auch die vom Sonnenuntergang geröteten Spitzen der Blümlisalp sichtbar wurden», berichtete das «Berner Tagblatt». Gymnasiallehrer Dr. Heinrich Dübi, Präsident der S.A.C.-Sektion, hielt eine «kräftige» Ansprache, in der er Studer als grossen Idealisten und Patrioten würdigte. Ihm gebühre nicht nur der Dank des Alpenclubs, sondern des ganzen Vaterlandes. Die Rede erntete herzlichen Beifall, und man wartete auf ein paar Worte des Gemeinderatsvertreters. «Aus Gründen, die keiner der Anwesenden kannte», so ein Berichterstatter, «blieb derselbe aber stumm wie der Steinblock selbst». Abgeschlossen wurde die Feier mit einem einfachen Bankett in der «Inneren Enge».

1914 wurde der Studerstein ganz unverhofft einem grossen Publikum zum Begriff: Er wurde ins Gelände der Landesausstellung einbezogen und lieh einem Ausstellungsrestaurant seinen Namen. Nach einem halben Jahr war diese turbulente Zeit vorbei, und das Denkmal wurde wieder zu dem, was es bis heute geblieben ist – Treffpunkt vieler Berner Ausflügler, Pfadfinder und Sportgruppen. 1950 wurde der Findling vom Regierungsrat ins Verzeichnis der geschützten bernischen Naturdenkmäler aufgenommen.

Peter Hurni

Bernische Denkmäler
Ehrenmale in der Gemeinde Bern und ihre Geschichte
Karl F. Wälchli, J. Harald Wäber, Peter Martig, Peter Hurni
Bearbeitet vom Staatsarchiv des Kantons Bern
Verlag Paul Haupt Bern und Stuttgart

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